Donnerstag: Dorfkirchen-Konzertreise, Polnisch-Russisches und Humor
Siegfried Pank - Leipzig Concert |
Die traditionelle Dorfkirchen-Konzertreise führt nach Ranzin und
Liepen im Landkreis Ostvorpommern. Unterwegs erklingt Harfenmusik u.a.
von Prokofjew, Khatchaturian und Glinka (Christoph Bielefeld, Harfe,
in Ranzin) und Bachs Musicalisches Opfer BWV 1079 (Leipziger Concert
mit Dora Ombodi, Traversflöte; Rahel Mai, Violine; Siegfried Pank,
Violoncello; Ludger Remy, Hammerflügel, in Liepen).Die Camerata Nova Szczecin hat ihren Sitz im Schloss der Pommerschen
Herzöge in Stettin. Ensembleleiter Eugeniusz Kus war sogar bis Ende
2007 Direktor des Schlosses, also so etwas wie legitimer Nachfolger
der Pommernfürsten! Die Camerata Nova Szczecin ist international
begehrt und ständiger Gast auf Musikfestivals in Österreich,
Frankreich, Spanien, Deutschland und der Schweiz. In ihrem Chorkonzert
am Donnerstag, 20 Uhr, im Greifswalder Dom St. Nikolai stehen Bachs
Motette "Lobet den Herrn, alle Heiden" nicht nur drei Generationen
russischer Kirchenmusik gegenüber, sondern mit Stundengebet
(Rachmaninoffs "Ganznächtliche Vigil" - russisch) und Messe
(Gretchaninoffs "Missa festiva" - lateinisch) auch unterschiedliche
Formen der Liturgie. Dass sich russisch-orthodoxe und
römisch-katholische Frömmigkeit polnischer Provinienz so fern nicht
sind, zeigt sich an der in beiden Konfessionsfamilien gleichermaßen
hoch geschätzten Marienverehrung, zu hören etwa im "Sei gegrüßt,
Jungfrau Mutter Gottes" (Ave Maria) von Sergej Rachmaninoff
(1873-1943). Trotz aller musikalischen Kontraste lassen sich sogar
Verbindungslinien zur evangelischen Kirchenmusik ziehen: Wurde die
geistliche Vokalmusik Bachs nach der spektakulären Wiederentdeckung
der "Matthäus-Passion" 1829 bedeutsam für eine Restauration der
evangelischen Kirchenmusik, so gilt dies auch für die Chormusik von
Dmitrij Bortnjanskij (1751-1825). Diese galt im ersten Drittel des 19.
Jahrhunderts bei uns in Norddeutschland als das Ideal einer "edle
Einfachheit" verkörpernden, gleichermaßen wirkungsvollen wie
allgemeinverständlichen Kirchenmusik. Zur Aufführung kommt
Bortnjanskijs "Concerto No. 21 'Wer unter dem Schirm des Höchsten
sitzt' nach Psalm 91.Ab 22 Uhr treibt wieder der "allerletzte" Bachsohn P. D. Q. Bach sein
musikalisches Unwesen - übrigens der einzige aus der Familie, der es
bis nach Sankt Petersburg geschafft hat. U.a. erklingt seine "Toot
Suite für Calliope oder Orgel zur vier Händen" und die Ouvertüre "For
Really big Orchestra"! Platz wird es im Lutherhof leider kaum geben
wegen all der vielen Mitglieder der Greifswalder
P.D.Q.-Bach-Gesellschaft.2. 6. 2010
gez. R. Lampe
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